Arbeitsplatzoptimierung und Büroraumgestaltung unter Aspekten der Architekturpsychologie
Ein Gastbeitrag von Architektin, Dipl.Ing. Irmgard Brottrager
Der Mensch arbeitet am besten, wenn er gerne arbeitet, sich wohl fühlt und sich mit seinen Aufgaben identifizieren kann. Die Rollen, die ihm zugeteilt werden bzw. die er annimmt, sollten seinen Fähigkeiten entsprechen, ihn weder unterfordern noch überfordern. Hier ist nicht nur eine umsichtige Personalauswahl gefragt, sondern zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz gehört ganz maßgeblich auch das Ambiente, der Raum, die Stimmung und das Image der Firma. Die Mitarbeiter sind auch Teil der Unternehmenskommunikation nach außen hin, sie werden als Repräsentanten wahrgenommen, oft mehr als die Firmeninhaber selber. Mitarbeiter, die chronisch unglücklich wirken oder nicht in ihrem Element sind, machen einen schlechten Eindruck.
Persönlichkeit ist Trumpf im Berufsleben, aber jedes Wesen braucht sein passendes Biotop
Die Menschen sind verschieden, sie haben unterschiedliche Veranlagungen, Konditionen und Prägungen, Glaubensbekenntnisse, Weltbilder und Wertvorstellungen. Wir alle streben danach, etwas zu tun, womit wir uns gut fühlen und auch besondere Erfolge verzeichnen. An den Pflichtschulen werden gleichmäßig gute Leistungen in allen Fächern gefordert. Im Erwerbsleben jedoch und vor allem als Unternehmer/in kommt es darauf an, eine sogenannte Nische zu finden und diese optimal zu besetzen.
Nicht nur das Angebot, auch das Erscheinungsbild sollte unverwechselbar sein. Damit sich diese Einzigartigkeit bestmöglich entfaltet, muss vieles zusammenpassen, das Angebot zur Nachfrage, die Mitarbeiter zur Unternehmensführung, aber auch die Räumlichkeiten können den Erfolg begünstigen, wenn sie einen entsprechenden Hintergrund abgeben. Bevor wir mit Planung, Umplanung und Gestaltung des Arbeitsumfeldes beginnen, sollten wir daher abklären, wer wir eigentlich sind, wie wir uns definieren und wie wir unsere Botschaft am besten vermitteln können.
Persönlichkeitsanalyse nach den 4 Elementen
Die eigentliche Architekturpsychologie beschränkt sich nicht auf Corporate Architecture und Corporate Design, sondern bezieht die emotionalen Bedürfnisse der Betroffenen mit ein. Eine sehr effiziente Möglichkeit, den Charakter und die Psyche der Beteiligten zu erfassen, ist, sie nach den 4 Elementen (Feuer, Wasser, Luft und Erde) zu analysieren. Jedes Element steht für einen der vier Grundcharaktere, die wir bereits seit der Antike kennen: Melancholiker, Choleriker, Sanguiniker und Phlegmatiker. Natürlich gibt es unzählige Mischtypen, daher geht es bei der Analyse vor allem darum, das individuelle Mischverhältnis herauszufinden.
Die Erhebung kann in Form von Fragebögen erfolgen, was den Nachteil hat, dass eine gewisse Manipulation nicht ausgeschlossen ist. Denn die eigene Einschätzung und Zuordnung entspricht nicht unbedingt einer neutralen Betrachtung. Eine sehr ähnliche Zugangsweise kommt von geomantischer Seite, sie unterscheidet insgesamt 8 Richtungsqualitäten, wobei neben den 4 Elementen auch noch die Übergangsphasen eigens erfasst sind. Diese geomantische Analyse hat den Vorteil, dass sie direkt über die Betrachtung des Raumes erfolgt und daher weniger fehleranfällig ist. Eine spezielle Weiterentwicklung dieser Methode ist das sogenannte Europäische Fengshui, dazu ist im Jahr 2010 ein gleichnamiges Buch erschienen.
Mehr Wohlbefinden und Identität mit einer persönlichkeitsbezogenen Analyse
Unternehmen sind wirtschaftlich geführte Organisationen, daher spielt der Aufwand für eine psychologische Analyse eine etwas größere Rolle als im privaten Bereich. Die gewünschten Änderungsprozesse haben nicht ewig Zeit, mit anderen Worten: die architektur-psychologische Beratung sollte effizient sein und schnell zu Ergebnissen führen. Es empfiehlt sich daher, zuerst die Räumlichkeiten nach den 4 Elementen zu analysieren, um herauszufinden, wie sie sich auswirken und inwieweit sie mit der Persönlichkeitsstruktur der Verantwortlichen übereinstimmen.
Aus dem Ergebnis dieser Untersuchung lässt sich schließen, wie die Unternehmensführung ausgerichtet ist, wo ihre Stärken sind und welche Qualitäten sie hauptsächlich zu bieten hat. Danach wird das räumliche Umfeld entsprechend angepasst bzw. korrigiert, damit sich alle Beteiligten damit identifizieren können und die Unternehmensbotschaft optimal transportiert wird.
Die Vorgangsweise ist „klientenzentriert“, d.h. der Klient steht im Mittelpunkt. Diese Form der therapeutischen Gesprächsführung geht auf Carl R. Rogers zurück und bedeutet, dass die ratsuchende Person als selbstkompetent erachtet wird, was ihre Gefühle, Wünsche, Wertvorstellungen und Ziele betrifft. Die Sichtweise des Therapeuten tritt weitgehend in den Hintergrund, Bewertungen und Ratschläge werden vermieden. Die Klienten werden durch gezielte Fragen und eventuell Vorschläge zu Ergebnissen geführt, bleiben aber in einer selbstbestimmten Rolle und werden nicht bevormundet, belehrt oder angewiesen. Da die Fragen nicht auf Fakten abzielen, sondern auf Gefühle, Eindrücke und Wirkungen, kann man davon ausgehen, dass die Antworten authentisch sind und den Tatsachen entsprechen.
Die Erkenntnisse und die Ideen, die sich während der Untersuchung ergeben, sind die Basis für konkrete Umgestaltungen. Man weiß dann, welche Farben und Materialien von Vorteil wären, welche Formen am besten geeignet sind, was man funktionell und organisatorisch verbessern könnte – und dies alles zugeschnitten auf die ganz individuellen Anforderungen des Unternehmens. Das Ergebnis ist eine Architektur, die nicht nur den allgemeinen Wohlfühl-Kriterien entspricht, sondern auch persönlichkeitsbezogen ist und die Identität der Firma unterstreicht.
Architektin Dip.Ing. Irmgard Brottrager, arch.brottrager@tele2.at, http://irmgardbrottrager.de.to/
Zum Weiterlesen: „Europäisches Fengshui, das westliche Equivalent zum chinesischen Fengshui“, ISBN 978-3-200-01922-5,
Architektin Dip.Ing. Irmgard Brottrager:
arch.brottrager@tele2.at
http://irmgardbrottrager.de.to
Zum Weiterlesen:
Brottrager, Irmgard: Europäisches Fengshui, das westliche Equivalent zum chinesischen Fengshui; Synergia, 2010;