Gehirngerechtes Arbeiten
Gehirngerechtes Arbeiten bedeutet, sein Werkzeug (= sein Gehirn) entsprechend seiner Funktionsweise zu verwenden.
Die Funktionsweise unseres Gehirns entspricht bei weitem nicht den Anforderungen der heutigen Zeit. Es ist konstruiert für das Leben und Überleben in der freien Natur.
Nahrung finden und nicht zur Nahrung werden!
Sowohl unsere Denkprozesse als auch unsere Emotionen haben sich über Jahrtausende evolutionär genau dafür entwickelt.
Problemlösen, intensives Nachdenken, Entscheidungen treffen, komplexe Zusammenhänge verstehen, Aufgaben planen, zwischenmenschliche Kommunikation –diese Prozesse finden vor allem im präfrontalen Cortex, unserem Stirnhirn, statt. Diese mentalen Ressourcen sind aber sehr schnell erschöpft! Das Gehirn verfügt zwar über gigantische Verarbeitungskapazitäten, doch bei anspruchsvollen Tätigkeiten arbeitet unser Gehirn seriell, ein Schritt nach dem anderen. Nur bei einfachen, routinierten Aufgaben können wir mehrere Dinge gleichzeitig tun. Das Gehirn verbraucht dabei Unmengen an Sauerstoff und Glukose und benötigt 20-50% unserer Energie!
Das Denken ist also eine sehr beschränkte Ressource.
Für konzentriertes Arbeiten benötigen wir unsere Aufmerksamkeit. Sie ist vergleichbar mit einem Scheinwerfer. Alles, was nicht im Kegel ist, wird ausgeblendet (Unaufmerksamkeitsblindheit). Das Ausblenden verbraucht allerdings ebenfalls Energie.
Konzentriertes Arbeiten erfordert daher Selbstkontrolle.
Für unsere Selbstkontrolle ist das Stirnhirn und das limbische System verantwortlich.
- Das limbische System ist ein impulsives System, es reagiert auf Versuchungen und Verlockungen. Es strebt nach Wohlgefühl, Vergnügen, Freude und Befriedigung. Wir lassen uns durch dieses System leicht ablenken, die Aufmerksamkeit auf andere Reize lenken. Fernsehen, Medienkonsum, Handy, Essen, Sex, Emails checken, Internet surfen. Es ist gierig nach Neuem, Interessantem, Oxytocin, Dopamin, Serotonin!
- Das reflektierende System, von unserem Stirnhirn gesteuert, hat klare Absichten, wägt ab, bewertet, steuert Verhalten bewusst, verfolgt Ziele, will Aufgaben abarbeiten, ist vernünftig.
Diese beiden Systeme sorgen für unser Überleben, stehen aber bei der Arbeit in Konflikt zueinander und kämpfen um die Vorherrschaft. Auch das kostet Energie.
Uneingeschränkte Konzentration auf den Moment
Multitasking bzw. alle Ablenkungen zwischendurch, verursachen, dass unser Aufmerksamkeitsscheinwerfer ständig hin und her schwankt und neue Ablenkungen durch Assoziationsketten entstehen. Das alles verbraucht Unmengen an Energie, die uns beim konzentrierten Arbeiten dann abgeht und rasch zur Ermüdung führt.
Wie arbeitet man also „gehirngerecht“ (wenn man nicht gerade in der Savanne Gazellen jagen will)?
-> Single Tasking statt Multitasking
- Nehmen Sie Aufgaben nur dann in Angriff, wenn Sie Zeit dafür haben. 2 min vor dem nächsten Meeting Emails zu checken ist in keiner Weise zielführend. Man liest und beantwortet das Mail nicht mehr aufmerksam und der Inhalt bleibt im Gedächtnis und kostet unnötig Energie und stört die Aufmerksamkeit im Meeting.
- Bevor Sie morgens mit der Arbeit beginnen, planen Sie die Arbeit des Tages. Bilden Sie Arbeitsblöcke, z.B. ein Block für Arbeitsplanung, konzeptionelle Arbeiten, Telefonate, Emails, Besprechungen, Routinetätigkeiten abwechseln mit anspruchsvollen Aufgaben, um dem Gehirn Erholung zu ermöglichen.
- Machen Sie Pausen zwischen den Arbeitsblöcken! Sorgen Sie für frischen Sauerstoff, den das Gehirn für seine Arbeit braucht.
Singletasking verlangt nach Selbstkontrolle und ist gelebte Achtsamkeit. Das stärkt unsere Willenskraft.
-> Prioritäten setzen mit der Eisenhower Methode
-> Störungen und Unterbrechungen verhindern
Leider macht es uns unser Gehirn nicht einfach, Ablenkungen auszusperren, denn für das Gehirn ist alles Neue hoch attraktiv. Reflexartig richtet sich unser Aufmerksamkeitsscheinwerfer auf jeden neuen Reiz, den wir wahrnehmen.
Dagegen hilft:
- So schnell wie möglich erledigen, was belastet.
- Wenn nicht möglich: Mentale Last reduzieren durch: To do Liste oder Aufgabenbuch führen, schreiben und in Kalender verteilen, das macht Kapazität im Gehirn frei für konzentriertes Arbeiten
- Gut ist das Prinzip: Aus den Augen – aus dem Sinn!
- Achten Sie auf Ihre Energiebedürfnisse!
- Mehrmals am Tag kleine Auszeit nehmen, Kopf durchlüften, ausschütteln, Bewegung an frischer Luft, kleine Achtsamkeitsübungen sind sehr effektiv!
- Den Zeitplan des Tages abstimmen mit den persönlichen Energiebedürfnissen; Aufgaben, die die meiste Aufmerksamkeit erfordern, dann erledigen, wenn der Geist noch wach und ausgeruht ist.
- Arbeitsblöcke bilden, um den Kopf frei zu kriegen, 3-4 Arbeitsblöcke kann man sich noch merken, bei 8-10 Detailaufgaben ist das nicht mehr möglich, es belastet die mentalen Kapazitäten und zieht Energie von der aktuellen Aufgabe ab. Besser ins Aufgabenbuch schreiben, Aufgaben thematisch gliedern und zusammenfassen
- Hierarchien bilden, indem Aufgaben zu Blöcken zusammengefasst und Überbegriffe definiert werden (z.B. Prozesse, Logistik, Produktion, …)
- Das Gehirn liebt Hierarchien! Es erleichtert ihm die Arbeit. Die Informationsmenge wird verringert die das Gehirn verarbeiten muss.
- Die Aufgabenliste sieht bewältigbarer aus, wenn nur 2-3 Überbegriffe und jeweils 2-3 Detailaufgaben darauf stehen, besser als 9 Aufträge. Das macht für das Gehirn einen essenziellen Unterschied!
- Arbeiten Sie bewusst mit Metaphern und Bildern. Der Tag fühlt sich anders an, wenn Sie statt „Tretmühle“ -> „cooler Parcours“ denken.
Wenn Sie Beratung und / oder Schulungen wünschen dann nehmen Sie mit mir Kontakt auf.